Dialog – the Institute for intercultural meetings
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Vom 19. bis 26. Oktober 2015 fand unter Leitung der Bildungsstätte Dialog, Zichron Yaacov und Herrn Pfarrer Helmut Kautz die Begegnungs- und Austauschfahrt von Gemeindegliedern und Bewohnern aus Brück und Umgebung in Israel statt.

 

Besonders eindrucksvoll waren die persönlichen Begegnungen. Dabei verging die Zeit wie im Flug. Bei jedem Gesprächspartner und bei jeder Gesprächspartnerin wäre man gerne länger geblieben. Diese Dialoge mit Menschen Israels vermittelten ein Gefühl, ein besseres Verständnis für das Land.

Beim Gespräch mit Hanna Tidhar konnte man sich vorstellen, warum sie ihr Leben der Verständigung gewidmet hat. Ihr wurde ihre Kindheit durch Vertreibung aus Rumänien und Überleben im Arbeitslager in Transnitrien genommen. Auf Grund dieser Erfahrung hat sie 1993 die Bildungsstätte Dialog gegründet und ist heute ihre Generaldirektorin. Täglich widmet sich Hanna Tidhar der Verständigungs- und Ausgleichsarbeit.

Frau Hava Meier erzählte von ihrem und dem Weg ihrer Familie von Gießen über Höchst nach Israel in den 30er Jahren.

Bei beiden – sowohl bei Hanna Tidhar als auch bei Hava Meier – wurde deutlich, wie wichtig Familie, Aufbau und Leben im eigenen Land, dem jüdischen-demokratischen Staat war und ist. Der Wille in die Heimat zu kommen, sie aufzubauen und für folgende Generationen zu bewahren, beruht auf den persönlichen Schicksalen von ihnen und ihren Familien, die repräsentativ für viele Israelis sind. Dieses Bestreben bei gleichzeitigem praktischen, interkulturellen, interreligiösen, geschichtliche Gräben überwindenden  Dialog macht Hoffnung, auch wenn z.B. bei Frau Meier ein gewisses Maß an Ernüchterung betreffend die zionistischen Werte eingestellt hat. Laut Hava Meier prägen diese Werte heute immer weniger die Gesellschaft in Israel.

Es war Zufall, dass Prof. Dr. Gideon Greif die Gruppe durch die Holocaustgedenkstätte und das Holocaustmuseum Yad VaShem führte. Prof. Greif ist einer der führenden israelischen, wissenschaftlichen Forscher über den Holocaust. Er vermittelte sehr viele Details und Information so, dass sie real und authentisch wurden. Man verspürte, dass er – wie viele Israelis – noch im Trauma des Holocaustes steckt.

Durch die Guidinnen Sandra Carmeli und Judith Bitov lernte man das tägliche Leben in Israel kennen. Beide verstanden es, persönliche Beziehungen zu aktuellen politischen und historischen Prozessen herzustellen. Z. Bsp. erzählte Judith Bitov, wie ihre Mutter an der Donau umkam. Zugleich hat Judith Bitov einen einzigartigen Humor. Sie machte ihre Führungen sehr persönlich, zeigte z.B. in der Grabeskirche, was ihr als Jüdin wichtig war, für sie Bedeutung hatte wie z.B. die Felsgrotte unter der Kirche. Beim Besuch auf dem Friedhof auf dem Ölberg erzählte Judith Bitov, dass es der Wunsch ihres Vaters war, hier begraben zu werden; dafür hat ihre Familie Sorge getragen. Sandra Carmeli holte einen jüdisch-orthodoxen Verwandten zum Gespräch mit der Gruppe, so dass man auch einen ersten Einblick in die orthodox-jüdische Welt bekam.

Man konnte allen diesen Gesprächen und Begegnungen besser folgen und sie einordnen, da ihnen ein einführendes Vortragsgespräch mit dem Historiker und Leiter der Bildungsstätte Dialog Michael Schwennen vorgeschaltet war. Dieses Gespräch hatte die religiösen und historischen Hintergründe und Prozesse verdeutlicht.

 

Nicht nur ein Gefühl und ein Verstehen der Menschen wurde bei dieser Reise vermittelt, sondern man spürte die Bedeutung des Lebens, die Lebensfreude auch z.Bsp. durch landestypisches Essen wie jeminitisches in Zfat oder Falaffel und Schwarama. In Jerusalem erlebte man die wuseligen Schabbatvorbereitungen und wie es dann ruhiger und stiller wird, wenn der Schabbat beginnt – Familien gehen in eleganter Kleidung gemeinsam Essen, beten, gehen in sich als Familie und in das Zwiegespräch mit Gott. Am Samstag, dem Schabbat, ist eine erholsame Ruhe in den jüdischen Teilen der Stadt. Diese wird am Abend des Schabbates wieder durch die wochenlange betriebsame, teilweise etwas lautstarke Geschäftstüchtigkeit und Beschäftigungen des täglichen Lebens abgelöst.

 

Beim Gottesdienst am Sonntag in der deutsch-lutherischen Erlöserkirche in der Altstadt sah man, wie Menschen verschiedenen Glaubens in einem Land, in einer Stadt ihren Glauben im Nebeneinder zu anderen Religionen ausüben und zugleich gemeinsam an einem Ort leben. Besuche in Synagogen in Zfat und Moscheen in Acco vertieften diesen Eindruck.

 

Beim Besuch auf dem Golan mit dem Blick vom Aussichtspunkt zum Frieden, der Peace Vista, wurde deutlich, wie wichtig Sicherheit und Wasserversorgung für das Leben in Israel ist. Dies führte auch die Aussage von Sandra Carmeli vor Augen, dass alle israelischen Soldatinnen und Soldaten die Kinder von allen Israelis sind. Sie – diese Kinder – beschützen Israel und das Leben aller Menschen in Israel. Man fühlte sich die ganze Zeit in Israel sicher.

 

Die Menschen in Israel sind bewundernswert, da das Land vielschichtig ist und viele Probleme hat. Einerseits erlebte man Menschen, die diese Probleme lösen wollen. Andereseits verspürte man die Spannungen zwischen säkularen, teilreligiösen und religiösen Menschen in der israelischen Gesellschaft.

 

Durch die exzellente Organisation und Betreuung konnte man Ausschnitte aus den Realitäten Israels erleben. Diese stimmen nicht immer mit den Vorstellungen von Israel, Judentum, Zusammenleben, Nebeneinander, Gegeneinander von Religionen und Traditionen überein. Diese Fahrt war ein Dialogbeginn, dem eine Fortsetzung mit noch mehr Begegnungen folgen sollte, um das Verstehen zu vertiefen.