Dialog – the Institute for intercultural meetings
עברית
עברית
Deutsch
Deutsch

Begegnungen mit Menschen und Religionen in Israel

Studienreise in Israel: 1-8.10.2017

für Lehrerinnen, Lehrer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirche in Merseburg

Sonntag, 01. Oktober 2017

von Ivo  Gottwald

Warum tue ich mir das eigentlich an?, frage ich mich um ein Uhr morgens, als wir auf das Taxi warten, das uns aus Merseburg zum Flughafen nach Berlin bringen soll. Ich hätte so angenehm in die Herbstferien gleiten können mit Ausschlafen und ohne die Kollegen zu sehen... Nun, am Abend sollte ich wissen, warum ich mir das „angetan“ habe. Etwas Sitz-Schlaf im Taxi, etwas Sitz-Schlaf im Flugzeug, dann, gegen Mittag, Landung in Tel Aviv. 


Unterschiedliche Erwartungen: Wie ist Israel? interessiert die einen, die zum allerersten Mal in dieses Land kommen. Wie hat es sich verändert? wollen diejenigen wissen, die vor langer Zeit mal in Israel waren. Schön, wieder hier

zu sein, meinen jene, welche vor einem halben Jahr zuletzt eine Schülerdelegation nach Israel leiteten.

Mit dem Auto durch den abenteuerlichen, von Mittelmeer-Temperament dominierten Verkehr fahrend geht es nach Tel Mond, wo sich mit der Itzchak-Rabin-Schule die Partnerschule des Merseburger Domgymnasiums befindet. Besonders schön empfinde ich die herzliche und unkomplizierte Art der Kolleginnen, uns zum empfangen und in unseren Gastfamilien aufzunehmen. Materialisiert besteht diese Herzlichkeit aus leckerstem Essen, wie wir am Abend feststellen dürfen: dem besten aus Levante und Balkan, dem süßesten aus allen Gebieten, aus denen Juden nach Israel einwanderten.

de: Fachkräfteaustausch Kirchenkreis Merseburg : Fachkraefte - Merseburg - Essen (L)

Dabei gibt es interessante Gespräche über Familien, Schule und Politik. Der Gastgeber, ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung von Herzlya, überreicht uns Gastgeschenke der Stadt. Und am Ende des Tages, noch nicht einmal

24 Stunden in Israel, habe ich den Eindruck, schon mindestens eine Woche im Lande zu sein. Die Studienreise hat begonnen.

de: Fachkräfteaustausch Kirchenkreis Merseburg : Fachkraefte - Merseburg - Gastfamilie 1 (L)


Montag, 02.Oktober 2017

von Grit Gerth

Nach der ersten Nacht in unseren Gastfamilien trafen wir uns am Morgen mit unseren Gastgebern in der Schule. Es gab eine Menge zu erzählen, wie wir die letzten Stunden verbracht hatten. Alle waren von der Gastfreundschaft der Kollegen aus Israel beeindruckt, die anfänglichen Sorgen über die neue Umgebung und die Sprachbarriere verflogen.
In der Schule unternahmen wir zunächst einen kleinen Rundgang durch die verschiedenen Gebäude. Dabei besuchten wir verschiedene Klassen in verschiedenen Fächern. Die Schüler informierten uns währenddessen über die einzelnen Kurse und deren Inhalte, so dass wir einen ersten Einblick in die Schule in Tel Mond bekamen.
Anschließend gestalteten die Lehrer aus Israel und die aus unserer Gruppe einen gemeinsamen Workshop, der uns jeweils die Besonderheiten der Schulsysteme in Israel und Deutschland aufzeigte. Es wurden viele interessante Fragen gestellt und beantwortet und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Schulen in Israel und Deutschland gegenübergestellt. Zum Abschluss unseres Schultages an der Rabin Highschool nahmen wir in Kleingruppen an Unterrichtsstunden in Englisch, Informatik und Mathematik teil. Dadurch war es für uns noch einfacher möglich, die zuvor herausgearbeiteten Inhalte in der Unterrichtstätigkeit unserer israelischen Kollegen zu sehen und mit unserer eigenen Arbeit zu vergleichen.

Bevor wir am Nachmittag die geplante Fahrt nach Tel Aviv antraten trafen wir noch einmal auf die Schulleiterin, bei der wir herzlich dafür bedankten, dass wir als Gäste in Tel Mond so herzlich empfangen und aufgenommen wurden.

de: Fachkräfteaustausch Kirchenkreis Merseburg : Fachkraefte - Merseburg -Schulleiterin und Yifat (L)


In Tel Aviv angekommen trafen wir auf unseren Guide, der uns auf dem Carmel – Market begrüßte.

de: Fachkräfteaustausch Kirchenkreis Merseburg : Fachkraefte - Merseburg - Tel Aviv, Carmel Markt (L)

Hier nahm er uns mit auf eine kurzweilige kulinarische Reise. An verschiedenen Ständen konnten wir dabei verschiedene Spezialitäten der israelischen Küche genießen. Allen, sowohl den israelischen als auch den deutschen Lehrern, hat diese besondere Art der Stadtführung sehr gut gefallen und es wurde sehr viel erzählt und miteinander gelacht. Zum Schluss durften auch einige Andenken an Tel Aviv bzw. Israel die Weiterfahrt antreten. Den gelungenen Abschluss unseres gemeinsamen Tages mit den Gastgebern aus Tel Mond bildete ein kurzer Besuch einer der Shopping Malls von Tel Aviv.

Am Abend fuhren wir dann nach einem sehr kurzweiligen, interessanten und angenehmen Tag zurück nach Tel Mond, um die letzten Stunden bei unseren Gastgebern zu verbringen. Heute heißt es auch wieder Koffer packen, denn morgen früh werden wir uns dann von unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Rabin Highschool verabschieden müssen. Zwei sehr schöne und angenehme Tage liegen nun hinter uns, für die wir uns bei unseren Gastgebern recht herzlich bedanken möchten.

de: Fachkräfteaustausch Kirchenkreis Merseburg : Fachkraefte - Merseburg - Gastfamilie 2 (L)

 

Dienstag, 03. Oktober 2017

von Kerstin

Eine letzte Hospitation bei unseren Kolleginnen in Tel Mond – und dann die sehr herzliche Verabschiedung. Nach Küsschen und Umarmungen und letzten Lunchpaketen nutzten wir das noch hochsommerliche Wetter und haschten.

Endorphine beim Baden im Mittelmeer am Strand von Netanya.

de: Fachkräfteaustausch Kirchenkreis Merseburg : Fachkraefte - Merseburg - STrand (L)


Anschließend ging es nach Tel Aviv, wo wir uns mit Arye Sharuz Shalikar trafen. Arye war als nichtreligiöser Jude mit persischen Eltern in Berlin aufgewachsen und hatte den alltäglichen Antisemitismus erfahren, bevor er als junger Erwachsener nach Israel auswanderte. Sein Leben zwischen Graffiti-Sprayen, Rap sowie Gang-Kriminalität

und der Karriere in der israelischen Regierung war genauso faszinierend wie seine bildhafte Darstellung der sicherheitspolitischen Situation in Israel.

de: Fachkräfteaustausch Kirchenkreis Merseburg : Fachkraefte - Merseburg - Arye Sharuz Shalicar (L)
Thomas Groß, Leiter der Delegation, Mit Arye Sharuz Shalicar


Anschließend wurde uns klar, warum Tel Aviv dringend eine U-Bahn braucht: Stop and go auf den Ausfallstraßen weit über eine Stunde verlangte unseren Fahrern gute Nerven ab.

In Nachscholim trafen wir auf Channah Tidhar und Michael Schwennen von Dialog. Channah erzählte von ihrer traurigen Kindheit, geprägt von Flucht und Arbeitslager. Von dem Bericht waren wir alle berührt, jede/r auf seine oder ihre Weise. Als fünfjähriges Kind musste sie mit ihrer nur drei Jahre älteren Schwester allein in der Baracke zurückbleiben, wenn ihre Eltern zur Zwangsarbeit ausrückten. Was mochten die Kinder in dieser Zeit gedacht, gefühlt, getan haben? Eine Frage, über die wir noch abends am Strand sprachen.

Mittwoch, 04.Oktober 2017 - Tag der Kontraste

von Gabriela Tempelhof

 

Aufgewacht und gestartet sind wir in Nahsholim, einem ehemaligen Kibbuz. Eine wunderschöne Bungalowanlage direkt am Meer.

 

Zunächst fuhren wir nach Haifa, einer modernen Großstadt, um unsere Guidin Shlomit Groß aufzunehmen. Links und rechts der Straße befinden sich Obstplantagen. Es ist also sehr grün. Der Straßenverkehr ist sehr wuselig und verlangt nicht nur viel fahrerisches Können, sondern auch gute Nerven, aber alle sind guter Dinge und freuen sich auf den Besuch in der muslimischen Achmadiyagemeinde.

 

Zu unserer großen Freude wurde wir von einem jungen Mann begrüßt, der in Marburg studiert, also sehr gut Deutsch spricht. Er erklärt uns, dass diese Gemeinde ihren Ursprung in Indien hat. Nunmehr das Kalifat in London beheimatet ist.Neben der Geschichte erfahren wir auch Einiges über den Reformislam. Es entwickelt sich ein lebhaftes Gespräch, das das gegenseitige Verständnis fördert. Nach der Besichtigung der Moschee machen wir uns auf den Weg zum See Genezareth.

de: Fachkräfteaustausch Kirchenkreis Merseburg : Fachkraefte - Merseburg -Achmadiya Gemeinde - Haifa (L)

 

Die Fahrt ist ziemlich lang, aber niemals langweilig, weil sich das Gesicht des Landes verändert. Die grünen Felder verschwinden. Die Landschaft wird immer karger. In den Dörfern und Städten, die wir passieren, sehen wir Laubhütten. Es ist der Beginn des Laubhüttenfestes.

An der Kirche der Seligpreisung lesen wir aus dem Matthäusevangelium, was sehr beeindruckend ist. Nach kurzem Aufenthalt besuchen wir die Brotvermehrungskirche mit ihren interessanten Mosaiken.
 

Anschließend setzen wir unsere Fahrt entlang des Sees Genezareth unterhalb der Golanhöhen fort. Langsam wird es dunkel. Die eindrucksvolle Leere zwischen den Bergen können wir nur noch ahnen. Wir passieren einen Checkpoint und fahren durch die besetzten Gebiete. Der Mond spiegelt sich in merkwürdig milchigem Wasser. Wir sind am Toten Meer. Was für ein Tag: aus modernen, lauten Großstädten in die absolute Stille der Wüste!


5. Oktober 2017 -  Zwischen Geschichte, Natur und „Beauty Farm“

von Patrick Rühlemann

 

Kaum richtig im Bett gewesen, klingelte am fünften Tag unserer Exkursion bei einem von uns direkt schon wieder der Wecker gegen 05.30 Uhr, denn Ivo hatte sich entschlossen, den Fußmarsch zur Festung Masada doch pünktlich zum Sonnenaufgang in Angriff zu nehmen. Scheinbar hatte ihn dieser auf halbem Wege zur Festung bereits überrascht, sodass er dem Rest der Gruppe von dort aus ein herzliches „Guten Morgen“ per WhatsApp zukommen ließ und pünktlich zum Frühstück wieder im Jugendgästehaus ankam. Nach erfolgreicher Stärkung bei reichhaltigem Frühstücksbuffet ging es dann für alle gemeinsam auf zur Festung Massada. Aufgrund unserer erlebnisreichen Tour und der zahlreichen Programmpunkte entschieden wir uns für die entspanntere Variante – die Fahrt mit der Seilbahn, wobei „entspannt“ bei knapp 80 Leuten in einer Gondel durchaus in Anführungszeichen gesetzt werden darf. Nicht weniger spektakulär war der Input-Film über die Festung Massada, den wir vor deren Besuch sahen und der uns „hollywoodlike“ einen ersten Eindruck über die historischen Gegebenheiten sowie die Entwicklung der Ausgrabung vermittelte. Oben angekommen, bekamen wir unsere individuelle Führung mit Shlomit, die uns die vielseitige Geschichte der Festung und deren architektonische Besonderheiten näher brachte. Auch wenn die Sonne permanent aus wolkenlosem Himmel schien und die Temperaturen zeitnah die 30°C-Marke knackten, schafften wir es, uns im Laufe des Vormittags einen Überblick über das riesige und imposante Areal der Festung zu verschaffen.

de: Fachkräfteaustausch Kirchenkreis Merseburg : Fachkraefte - Merseburg - Massada (L)

 

Die überragenden Felsformationen, die die Region in aller Schönheit zieren, ließen zudem noch das ein oder andere Geografenherz höher schlagen. Auf dem Rückweg legten wir einen kurzen Stop im Museumsshop ein. Die Vielzahl an Kosmetikprodukten – hergestellt aus den Salzen des Toten Meeres – gab uns die Gelegenheit, den Reisekulturbeutel aufzufüllen und somit ein kleines Andenken an die einzigartige Region mitzunehmen.

Von der Herberge aus ging es weiter zum Nationalpark Ein Gedi. Nach einem kurzen Zwischenstop bei Sandwich, Kaffee & Co. begann unsere Wanderung durch die facettenreiche Landschaft mit ihren zahrleichen imposanten Formationen und Wasserfällen. Die Rinsale und Bächlein, die zuweilen in kleine Wasserbecken mündeten, ermöglichten zwischendurch eine kleine Abkühlung, bevor wir am Ende des Weges den David-Wasserfall unterhalb einer Kette gigantischer Felsen erreichten. Idylle pur! Die Tatsache, dass sich inmitten karger Landschaft und Wüsten eine solch grüne Oase findet, machte den Ausflug umso mehr zu einem Erlebnis, das wir jedem Naturliebhaber unbedingt ans Herz legen können. Beim nächsten Besuch haben wir hoffentlich auch etwas mehr Glück, einen im Park lebenden Steinbock zu Gesicht zu bekommen – das Einzige, was uns am heutigen Tag verwehrt blieb. Aber immerhin konnten wir die Tiere streckenweise riechen, und den Rest haben wir unserer Phantasie überlassen.

de: Fachkräfteaustausch Kirchenkreis Merseburg : Fachkraefte - Merseburg - Ein Gedi (L)

 

Schließlich bildete das Tote Meer in En Boqeq die dritte Station des heutigen Tages. Einige, die bereits zum wiederholten Male in Israel sind, konnten sich zugleich mit viel Routine und guter Technik ins Wasser begeben, während wir anderen unter den besonderen Bedingungen das Schwimmen auf eine neue Art erlernen mussten. Abgerundet wurde das Bad im Salzwasser durch eine Schlammpackung, um die Haut nach einem langen Tag bei großer Sonneneinstrahlung und viel Hitze (gegen Mittag zeigte das Thermometer 40°C an!) etwas zu verwöhnen. Auf der Rücktour informierte uns Shlomit über den aktuellen Zustand des Sees sowie die Maßnahmen zur Erhaltung des südlichen Teils.

de: Fachkräfteaustausch Kirchenkreis Merseburg : Fachkraefte - Merseburg - Totes Meer (L)

Begeistert von der Einzigartigkeit dieses Naturphänomens kehrten wir leicht gesalzt, jedoch mit reiner Haut, in unsere Jugendherberge zurück, wo wir den Abend in einer gemütlichen Gesprächsrunde mit Shlomit ausklingen ließen. 


6. Oktober 2017

von Grit Brandt

 

Thomas ist glücklich: 8.16 Uhr und alle im Bus – wir verlassen Masada. Noch bewegen wir uns auf bereits bekannten Pfaden entlang des Toten Meeres, bestaunen wiederholt die Formen und Farben der Judהischen Wüste, winken zum Abschied En Gedi und verlassen das Westjordanland Richtung Jerusalem. Wir sehen Beduinenlager in der Wüste und von weitem Jericho. Schlomit beantwortet geduldig und ausführlich unsere Fragen und erzהhlt Unglaubliches über das Leben und die Rechtsvorstellungen des Wüstenvolkes.

 

Die Stadt begrüßt weiß und stolz nahende Gäste. 1200 Höhenmeter haben wir bis zu unserer Ankunft überwunden; mindestens 10 ÷C vermissen einige Mitreisende bei selbiger. Fast sind Jacken angesagt.

Der erste Tagesprogrammpunkt führt uns auf den Mt. Herzl in die Holocaust-Gedenkstätte. Auf 18 ha wird eindrücklich vom Schicksal der Juden erzählt und an die Massenvernichtung vor allem in Europa erinnert. Gemeinsam besuchen wir das Mahnmal für die ermordeten KInder, dann begibt sich jeder für sich auf den Weg durch die Geschichte, in seinem Tempo, mit seinen Emotionen und seiner Zeit für Reflexionen. Yad Vashem hat bei jedem wohl unvergessliche Eindrücke hinterlassen.

Am Hostel angekommen heißt es Abschiednehmen von unseren Autos, haben sie uns doch zuverlässig durch Israel begleitet. Dank unseren geduldigen, energischen und gelassenen FahrerInnen – ihr habt toll alle Sonderwünsche, Albernheiten und Orientierungslosigkeiten ertragen.

Im Hostel erwarteten uns nachhaltige Informationen: es ist Shabbat, d.h. in den folgenden Stunden gibt es kein WLAN, selbstbestimmter Liftbetrieb und Toaster-Einsatz sind nicht möglich, alle Geschäfte im jüdischen Viertel sind geschlossen. Das wird spannend!

Schlomit spaziert mit uns in die Altstadt und hat erhebliche Mühe, ihre kleine Gruppe zusammen zu halten. Es gibt einfach so viel zu sehen! Ihre Lektion im Erkennen der jeweiligen Strömung im orthodoxen Judentum anhand der Kleidung und die nachfolgenden Festigungsübungen machten uns zu eifrigen Schülern, die ihr neu erworbenens Wissen gleich anwenden wollen. Die Vielfalt ist einfach erstaunlich: wagengroße Pelzmtzen, lange Mäntel, Schlהfenlocken, die große weiße Kippa als Kennzeichen der Siedler, Strumpfanblick und kurze Jacke mit Petterson-Hüten. Faszinierend war der Anblick der Familien: die Perücken oder kunstvoll gewickelten Turbane der Frauen mit den vielen Kindern, oft gleich gekleidet, die durch die Altstadt hasteten. Eine andere Welt!

de: Fachkräfteaustausch Kirchenkreis Merseburg : Fachkraefte - Merseburg - Westmauer (L)
Jerusalem / Westmauer des Tempels, Felsendom und Tempelberg

Die Wanderung durch die Altstadt zum Felsendom und somit durch die Kulturen faszinierte: das Armenische Viertel mit den Christen, das Jüdische Viertel, das nahezu ausgestorben erschien, und das quirlige Leben im arabischen Teil. Schlomit zeigte uns die wichtigsten Sehenswrdigkeiten – Ölberg, Al-Aksa-Moschee, Klagemauer, Grablegungskirche –, ließ uns Zeit für einen frisch gepressten Granatapfelsaft und Cat-Watching, erweiterte unseren Horizont und behält uns hoffentlich als interessierte und aufgeschlossene Gruppe in Erinnerung.

de: Fachkräfteaustausch Kirchenkreis Merseburg : Fachkraefte - Merseburg - Altstadt (L)

Ohne sie und nach einer verdienten Pause im Straßencafe mit WLAN spazierten wir durch das Labyrinth des Basars, bestaunten Farben und Gerüche und ließen den einen oder anderen Schekel dort. Unvergesslich wird unsere abendliche Wanderung über die Dächer der Altstadt sein mit Einkehr in einem lauschigen Cafe bei Wein und Bier inmitten von Feigen-, Granatapfel- und Olivenbäumen. Einfach nur schön!

Thomas führte uns über die Deutsche Kolonie zurück zum Hostel, wo wir unser Abendessen in einer richtigen Laubhütte einnehmen konnten. Endlich! – und kein WLAN zu haben war doch gar nicht so schlimm. 

7.Oktober 2017

von Monika Groß

 

Auf der Straße vor unserem Hotel ist absolute Stille - und das mitten in Jerusalem an einer sonst belebten Kreuzung. Es ist Shabbat. Autos und Straßenbahn stehen still, der Getränkeautomat und die Kaffeemaschine im Frühstücksraum ebenso. Der Fahrstuhl ist auf automatischen Betrieb programmiert und fährt so den ganzen Tag in jedem Stockwerk haltend auf und ab.

Alles ist ruhig und entspannt, selbst unser Tagesprogramm besteht aus nur zwei Punkten: Am späten Nachmittag treffen wir einen arabischen evangelisch-lutherischen Pfarrer in der deutschen Erlöserkirche. 

Danach werden wir über den Dächern der Altstadt zu Abend essen.

Also lassen wir es ruhig angehen, sitzen in unserer Sukka, der traditionellen Laubhütte, vor dem Hotel um zu frühstücken: Kaffee aus Plastikbechern, frischen Salat mit verschiedenen Soßen, Hummus und Joghurt, Käse und Brot.

Wir könnten vieles in Jerusalem machen: die Ausgrabungen in der Davidstadt erkunden, Shoppen, durch die Jaffastraße flanieren, die von Herodes errichtete Zitadelle mit dem beeindruckenden stadtgeschichtlichen Museum ansehen oder die Knesset, das israelische Parlament, besuchen. Die Entscheidung wird uns leicht gemacht, da am Shabbat die Geschäfte und die meisten Museen geschlossen sind. Ein Teil der Gruppe entscheidet sich für die Altstadt, der andere Teil für das Israelmuseum.

Wir machen uns wie alle Leute zu Fuß auf den Weg und treffen viele fröhliche, festlich gekleidete Menschen.

Bei einem Rundgang auf der im 16. Jh. vom türkischen Sultan Suleiman dem Prächtigen errichteten Mauer bekommt man einen Überblick über die Altstadt, das christliche, muslimische, jüdische und armenische Viertel. Nicht viel mehr als ein Quadratkilometer und die ganze Vielfalt der Kulturen und Religionen Tür an Tür wohnend, in den gleichen engen Gassen miteinander unterwegs.

de: Fachkräfteaustausch Kirchenkreis Merseburg : Fachkraefte - Merseburg - Stadtmauer Jerusalem (L)

Im Israelmuseum gibt es unendlich viel zu sehen: moderne Kunst, Fotoausstellungen, unzählige Exponate zur Geschichte des Landes und Ausstellungen zum jüdischen Leben.

de: Fachkräfteaustausch Kirchenkreis Merseburg : Fachkraefte - Merseburg - Jerusalem - Israel Museum (L)

Ein Höhepunkt des Museums ist der Schrein des Buches, vor allem die 1947 in Qumran gefundenen Schriftrollen und der Aleppo-Kodex, eine aus der 1947 bei einem Pogrom zerstörten Synagoge dieser Stadt gerettete mittelalterliche Bibelhandschrift. Dazu die kleinste Bibel der Welt, eine Nanobibel, alle Texte auf einem einzigen zuckerkrümelgroßen Chip.

Am späten Nachmittag sitzen wir dann tatsächlich mit Pfarrer Zumot zusammen. Er erzählt über sein besonderes Leben in Israel. Als kleinste Gruppe sitzen arabische Christen gewissermaßen zwischen den Stühlen. Araber, aber keine Muslime, Israelis aber keine Juden. Was kann man da tun? Den Anderen mit Liebe begegnen und so Brücken bauen. 

Zwischen Menschen und vielleicht zwischen den Religionen.

Wir sind lange beieinander, hören zu und sprechen über Alltägliches und Politisches.

Das Gespräch berührt uns und findet beim arabischen Abendessen auf einer Dachterasse der Altstadt seine Fortsetzung.

Auf dem Weg zum Hotel gehen wir noch einmal durch die Mamilla. In dieser extravaganten Einkaufsmeile tobt jetzt nach Sonnenuntergang, nach dem Ende des Shabbat wieder das Leben.

Hier begegnen sich alle: Juden, Araber, Touristen und Einheimische. 

Alle wollen einen schönen Abend haben, schöne Dinge einkaufen und ein bisschen Schlendern

8. Oktober 2017

Heute geht es zurück nach Deutschland. Eine Woche voller Erlebnisse liegt hinter uns. Wir haben ein beeindruckendes Land mit wunderbaren Menschen kennengelernt. Spannende Begegnungen, grandiose Urlaubsmomente, geschichtsträchtige Orte, interessante Insights aus Politik und Gesellschaft werden uns in Erinnerung bleiben.

Für vieles hätten wir gerne mehr Zeit gehabt. Es gibt gute Gründe wiederzukommen.

Deswegen also: Lehitrahot und auf Wiedersehen Israel