Moderne Medien-, Kommunikationsformen
für interkulturelle, zusammenführende Dialoge
Israel Studienreise
25.03-03.04.2019
26.03.19
Nach unserem ersten gemeinsamen Frühstück als Gruppe in Israel treffen wir die Holocaustüberlebende und Gründerin von Dialog, Hanna Tidhar, die uns an ihrem persönlichen Schicksal teilhaben lässt. Im regen Austausch mit Studenten und Dozenten beantwortet sie Fragen zu ihrer Vergangenheit, ihrer Lebensrealität in Israel und der Motivation hinter Dialog und ermöglicht damit bereichernde Einblicke.
Anschließend erhalten wir eine überblickende Einführung zum israelischen Parteiensystem.
Ortswechsel: In Kfar Saba erwartet uns die Kunsthochschule Beit Beri College. Während eines geführten Rundgangs über den Campus sprechen wir mit Studierenden des filmpraktischen Schwerpunkts über ihren Hochschulalltag und sehen und diskutieren gemeinsam zwei sehr unterschiedliche Absolventenfilme, die beide auf ihre Art Fragen der kulturellen Identität eindrucksvoll verhandeln. 
Gegen Abend reisen wir mit dem Bus weiter nach Jerusalem - eine schöne Gelegenheit, die Ereignisse des Tages Revue passieren zu lassen und gespannt auf die bevorstehenden Eindrücke zu verbleiben
Einen Tag wie diesen kann man kaum in Worte fassen. Gefüllt von Gefühlen und Eindrücken, die uns bis dato in ihrer Form unbekannt waren. Yad Vashem, eine Gedenkstätte, die nicht nur chronologisch die Geschichte, der im Weltkrieg vernichteten Juden gedenkt, ließ uns wohl mit mehr Fragen als Antworten zurück, immer präsent: wie konnte eine solche Tragödie passieren und wie verhindert man eine weitere?
Danach der Clash der Kulturen, als wir an der hebräischen Universität in Jerusalem eine Unterrichtsstunde mit Fokus auf Film besuchen und plötzlich damit konfrontiert werden, dass im Kurs ein direkter Nachfahre eines Holocaustopfers sitzt und selbst in gewissem Maße überfordert ist. Ein Mensch in unserem Alter, der versucht seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen, lässt uns alle erstmal schlucken. Wieder wird uns schmerzlich bewusst, dass der Holocaust in diesem Land noch ein anderes Gewicht trägt und dass auch wir in der Verantwortung stehen, dass der Hass den Menschen aufeinander entwickeln, nie wieder überhand nimmt.
28.03.19
Der dritte Tag in Jerusalem war der erste, an dem wir uns endlich ein Bild von der weltberühmten Altstadt machen konnten. Esther, unsere Guidin für den Tag, führte uns als erstes durch das Jaffa-Tor zur Grabeskirche. Schon auf dem Weg waren wir von den vielen kleinen bunten und verwinkelten Gässchen fasziniert. An der Grabeskirche fiel uns uns vor allem ihre einzigartige Architektur auf, die durch Zerstörung und Wiederauf- und Umbau durch die verschiedensten religiösen Gruppierungen geprägt ist. 
Nach dem Besuch der Grabeskirche wurde unser Rundgang durch die Altstadt durch einen Besuch der Maale Schule für Fernsehen, Film und Künste unterbrochen. Die beiden Kurzfilme, die wir dort gesichtet und mit einer Dozentin diskutiert haben, verdeutlichten das hohe künstlerische und technische Niveau, auf dem die Studierenden arbeiten. Beide Filme behandelten die Komplexität israelischer Identität.
Abgerundet wurde der Tag schließlich mit einem Besuch des Tempelbergs und der Klagemauer. Die friedliche Stimmung und das harmonische Miteinander, die überall herrschten, ließen uns völlig vergessen, dass wir uns auf einem der konfliktreichsten Quadratkilometer der Welt bewegten
29.03.19
Unser fünfter Tag führt uns erstmals in die Natur außerhalb von Jerusalem heraus: Wir besuchen das Tote Meer und die Festung Massada. Doch schon auf dem Weg dahin fasziniert allein die Aussicht auf die älteste Stadt der Welt Jericho, Palmenplantagen, Kamele und die ungewohnt grün blühende Landschaft in der Wüste.
30.03.19
Nachdem wir mehrere Tage durch das vielfältige Jerusalem geführt wurden, bekamen wir heute die Gelegenheit, diese faszinierende Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Während einige von uns sich dafür entschieden, den freien Tag zu nutzen, um Souvenirs zu kaufen, machten andere Ausflüge zum Ölberg oder ins ultraorthodoxe Viertel der Stadt. Das besondere an diesem Tag: Wir haben einen Schabbat in der Heiligen Stadt miterlebt. Schabbat Schalom!
31.03.19
Am Sonntagmorgen sind wir zum ersten Mal ins Westjordanland nach Bethlehem gefahren. Dort hat uns Reiseführer Kamal Mukarker zunächst zur Engelskapelle und danach zur Geburtskirche Jesu geführt, wo er uns mit einigen biblischen Geschichten vertraut machte. Danach haben wir eine Führung durch den Markt Bethlehems in der Altstadt bekommen.
Wir haben außerdem viel über den palästinensisch-israelischen Konflikt gelernt und wie sich dieser auf das Leben der palästinensischen Bürger auswirkt. Dass der Siedlungsbau Israels auf palästinensischem Boden und die Mauer, die das Land spaltet, die Bewohner einschränkt, wurde auch im Gespräch mit Kamals Mutter Faten deutlich.
Faten, die selbst eine lange Zeit in der Nähe von Bonn gelebt hat und schließlich wieder in ihr Heimatland Palästina zurückkam, hat für uns leckeres arabisch-christliches Essen gekocht und uns einen Vortrag über ihr Leben gehalten. Themen wie Freiheit, Kulturenkonflikte und Identitätsfindung haben unseren Kurs zum Nachdenken angeregt.
01.04.19
Nach einer abenteuerlichen Woche kehrten wir zurück zu unseren Wurzeln: Tel Aviv. Dort hatten wir die Gelegenheit, uns mit einer Rabbinnerin der städtischen Reformgemeinde zu unterhalten, die uns zu unserer Freude eine feministische Perspektive auf ihre Religion eröffnete.
Im Anschluss trafen wir Hannah und Michael wieder, um unsere Gedanken, unser Lob, unsere Kritik und unsere Anmerkungen zur Exkursion zusammenzutragen.
Michael leitete danach unseren letzten gemeinsamen Ausflug, welcher uns in die Altstadt von Jaffa und durch Tel Aviv führte. Wir waren besonders von dem zeitlosen Bauhausstil in Kombination mit den reichhaltigen Grünflächen des Stadtbildes angetan. 
Zum Abschluss des Tages mischten wir uns in das Nachtleben der Stadt, welche uns am Tag bereits dazu anreizte.
02.04.19
Nach dem Abschluss des offiziellen Exkursionsprogramms stand der Tag frei für eigene Unternehmungen in Tel Aviv und wir fanden uns in Kleingruppen zu verschiedenen Aktivitäten zusammen. Einige von uns hatten noch nicht genug von der Stadt bekommen und erkundeten einen Flohmarkt in Jaffa oder Tel Avivs bekanntes Bauhausviertel. Andere stellten sich den neuen Herausforderungen eines Escape Rooms oder den Wellen des Mittelmeers auf dem Surfbrett. 
Nach einer ereignis- und lehrreichen Woche tat es uns gut, am letzten Tag den Aufenthalt im eigenen Tempo ausklingen zu lassen.
